aus den Medien erfuhren wir von Überlegungen in Worpswede, eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen, nahmen Kontakt mit dem Geschäftsführer der Osterholzer Stadtwerke, Herrn Christian Meyer-Hammerström auf, erzählten von der Energieinitiative Wilstedt und baten um einen Informationsaustausch. Ein Online-Meeting fand am 17.5.2023 statt, teilgenommen haben Herr Christian Meyer-Hammerström, Herr Michael Kersting (Vorstand der Volksbank Osterholz) die Bürgermeister Oliver Moje und Traugott Riedesel, die Klimaschutzmanagerin Tarmstedt, Frau Jeannine Gondlach und ich.

Da wir als Energieinitiative Wilstedt keine erfahrenen Genossenschaftsgründer sind, freue ich mich über Gespräche, bei denen ich hinten klüger herauskomme, als ich vorne hineingegangen bin. Das Gespräch war sehr instruktiv und hat uns weitergebracht:

  • eine Genossenschaft sollte weder zu klein noch zu groß sein (Gründungskosten 5.000 – 10.000 Euro, hoher Personal- und Ressourcenaufwand, der gestemmt werden muss)
  • eine Genossenschaft sollte ein konkretes, realisierbares Anfangsprojekt haben und organisch wachsend auf weitere Ziele hinsteuern (die Osterholzer erwägen als Anfangsprojekt, PV auf gepachtete kommunale Dächer zu installieren)
  • Satzungszweck, Satzungsgebiet und Beteiligung sollten wohl überlegt sein, ein Bauchladen für alles und jedes sollte vermieden werden; das nehmen wir selbstkritisch auf: einen Dorfladen betreiben und sich an Windparks beteiligen, passt nicht in einunddieselbe Genossenschaft
  • im Gespräch wurde auch deutlich, dass die Vorstellungen vom Sinn und Zweck einer Genossenschaft noch auseinanderliegen und eine harmonisierende Diskussion zweckdienlich wäre
  • kleinster gemeinsamer Nenner könnte die Bürgerbeteiligung sein, wobei es auch hier einen Unterschied macht, ob man den Schwerpunkt mehr auf „Bürger“ oder mehr auf „Beteiligung“ legt
  • deutlich wurde auch, wie wichtig es ist, schon in der Anfangsphase jemanden an Bord zu haben, der, wie z.B. die Volksbank Genossenschaft aus langjähriger Erfahrung kann; Herr Kersting empfahl, Kontakt mit der Volksbank Zeven aufzunehmen

Wir würden es als Energieinitiative begrüßen, wenn in diesem Stadium die Bürgermeister den Ball aufnehmen und einen ergebnisoffenen Diskussionsprozess organisieren, an dessen Ende der schon vorliegende Satzungsentwurf so weit konkretisiert werden kann, dass man ihn den fachlichen (juristischen, genossenschaftlichen etc.) Prüfungen übergeben kann. Warum die Bürgermeister? Sie haben das größte Interesse an einer Genossenschaft:

  • finanziell: wenn Windpark Projektierer die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung anbieten, wäre es sträflich, die Gelegenheit nicht zu nutzen; ob als kommunale GmbH oder Genossenschaft ist ein Frage der Detailabwägung;
  • politisch: einen Windpark gegen die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung durchzupeitschen, mag kurzfristig die Herrschaft sichern, spült Geld in die Kassen einer neofeudalen Clique, untergräbt aber langfristig die Stabilität einer Gemeinde. Nicht umsonst spricht man vom Akzeptanzproblem;
  • strategisch: wenn sich ein Land von 83 Millionen Bewohnern von Leuten regieren lässt, deren Fähigkeiten zweifelhaft sind, muss man kein Prophet sein, um unruhige Zeiten vorherzusagen. Eine abseits der parteipolitischen Auseinandersetzungen funktionierende, regional begrenzte Genossenschaft wäre ein stabilisierender Faktor.

Ist man sich intern einig geworden, wären die Bürgermeister am ehesten in der Lage, zu einer Informationsveranstaltung einzuladen und die Genossenschaftsidee mit geeigneten Referenten vorzustellen. Wir beteiligen uns gerne weiter an den Vorarbeiten, würden aber die weitere Inititative an die Bürgermeister übergeben und ins zweite Glied zurücktreten.